- Für die Revolte des gleichnamigen Ursupators 354 bis 358 siehe Carausius II.
Der Aufstand des Carausius von 286 bis 296 war eine Revolte des Marinekommandanten Carausius, der sich selbst zum Kaiser über Britannien und das nördliche Gallien erklärte. 293 konnte Constantius Chlorus den Westen zurückerobern und 296 auch Britannien.
Geschichte
Aufstand
Carausius gehörte zum belgischen Stamm der Menapi und war von niedriger Geburt. Er erarbeitete sich seinen Platz durch die römischen Militärränge und wurde schließlich zum Kommandanten von Bononia (Boulogne) ernannt, mit der Aufgabe, den englischen Kanal vor sächsischen und fränkischen Piraten zu schützen. Doch er wurde bezichtigt, mit den Piraten zu kollaborieren, um sich selbst zu bereichern, so dass der westliche Kaiser Maximian befahl, ihn zu exekutieren. Daraufhin erklärte Carausius sich selbst zum Kaiser über Britannien. Seine Truppen bestanden aus seiner Flotte, drei in Britannien stationierten Legionen, einer Legion, die er in Gallien ausgehoben hatte, mehrere ausländische Hilfstruppen, eine Flotte gallischer Handelsschiffe und eine Gruppe barbarischer Söldner, die durch die Aussicht auf Beute angelockt worden waren.
Eine Lobrede, die 288/289 auf Kaiser Maximian gehalten wurde, erwähnt seine Vorbereitungen auf die Invasion, mit der er Carausius bezwingen wollte. Eine spätere Lobrede auf Constantius Chlorus berichtet, dass diese Invasion aufgrund schlechter Wetterbedingungen fehlschlug, wobei Carausius einen militärischen Sieg für sich beanspruchte. Eutropius [1] sagt, die Feindseligkeiten seien aufgrund Carausius' militärischer Fähigkeiten vergebens gewesen und ein Frieden hätte vereinbart werden müssen.
Carausius verstieg sich in Vorstellungen von Legitimität und offizieller Anerkennung. Er begann seine eigenen Münzen zu prägen und entwarf sie nach römischem Vorbild. Außerdem erkannte er Maximian und nach ihm Diocletian an und ehrte sie. Dies lässt vermuten, dass er zu Annäherungen bereit gewesen wäre, wenn die anderen einverstanden gewesen wären. Anscheinend nutzte er die britische Unzufriedenheit mit der römischen Regierung: seine Münzen trugen die Inschrift Restitutor Britanniae (Wiederhersteller von Britannien) und Genius Britanniae (Geist von Britannien). Zuvor war Britannien ein Teil des Gallischen Imperiums gewesen, das Postumus 260 geformt hatte, und das auch Gallien und Hispania beinhaltete. Es war erst 274 von Aurelian wiederhergestellt worden. Ein Meilenstein aus Carlisle, der seinen Namen trägt, deutet an, dass das ganze Römische Britannien unter der Herrschaft von Carausius stand.
Wiederherstellung des Imperiums
293 war Constantius Chlorus der westliche Kaiser und isolierte Carausius, indem er die Gebiete zurück eroberte, die dieser in Gallien hielt. Er belagerte den Hafen von Bononia und baute eine Mole um die Hafenmündung, um die Rebellen davon abzuhalten, über das Meer zu entkommen, und alle Versorgung über das Wasser abzuschneiden. Weiterhin fiel er in Batavia am Rheindelta ein, um einen Hinterhalt für Carausius' fränkische Verbündete zu legen. Es war jedoch nicht möglich, eine Invasion nach Britannien zu beginnen, bis eine nennenswerte Flotte gebaut worden war. Carausius, der sieben Jahre lang an der Macht gewesen war, wurde von seinem Untergebenen Allectus ermordet, der danach das Kommando übernahm.
296 begann die Rückeroberung von Britannien. Maximian hielt die Grenze am Rhein und Constantinus teilte seine Flotte in mehrere Abteilungen. Er führte eine davon selbst von Bononia fort, eine weitere segelte von Le Havre los und wurde von Asclepiodotus kommandiert, dem Präfekten der Prätorianergarde. Sie starteten bei schlechtem Wetter, doch der Nebel ermöglichte es Asclepiodotus, ungesehen an der auf der Isle of Wight stationierten Flotte von Allectus vorbeizukommen. Sie landeten bei Southampton und verbrannten ihre Schiffe. Die Rebellen waren gezwungen, sich von der Küste zurückzuziehen, doch dabei fielen sie einer anderen Division in die Hände und wurden ausgelöscht. Allectus selbst wurde in der Schlacht getötet und man entfernte alle Insignien in der Hoffnung, dass sein Körper nicht identifiziert werden würde. Archäologische Ausgrabungen lassen vermuten, dass Calleva Atrebatum (Das heutige Silchester.) der Ort seiner Niederlage war.
Eine Gruppe römischer Truppen, die im Nebel vom Hauptteil der Armee getrennt worden waren, trafen bei Londinium auf die Überreste von Allectus Männern, größtenteils Franken, und schlachteten sie ab. Constantius selbst schein Britannien erst erreicht zu haben, als alles schon vorüber war, und die Lobrede behauptet, er wäre von den Britonen als Befreier willkommen geheißen worden. Irgendwann nach der Rückeroberung der Insel durch das Imperium wurden die Diocletianischen Reformen eingeführt: Britannien als ganzes wurde die Diözese der Briten unter der Leitung des Präfekten der Gallier, der in Augusta Treverorum (Trier) stationiert war, und von zwei Provinzen in vier oder fünf unterteilt.
Mittelalterliche britische Legenden
Carausius, Allectus, Asclepiodotus und Constantius Chlorus erscheinen alle in Geoffrey of Monmouths Historia Regum Britanniae von 1136 als Herrscher von Britannien. Hier ist Carausius ein einheimischer Brite, der die Römer überzeugt, ihm ein Flottenkommando zu geben, und dies nutzt, um den König von Britannien zu stürzen, Bassianus. [2] Die Römer schicken Allectus mit drei Legionen, um ihn zu entfernen, [3] doch Allectus erweist sich als tyrannischer Herrscher und Asclepiodotus, hier ein Herzog von Cornwall, führt einen großen Aufstand gegen ihn, um ihn abzusetzen. Er besiegt Allectus bei London und belagert seine letzte Legion in der Stadt. Die Römer ergeben sich unter der Bedingung, dass ihnen freies Geleit aus Britannien gegeben wird, was Asclepiodotus gewährt, doch seine Verbündeten, die Venedoti, köpfen sie und werfen ihre Köpfe in den Fluss Gallobroc. Zehn Jahre später wird Asclepiodotus von Coel, dem Herzog von Colchester, abgesetzt, für seinen Anteil an der Verfolgung von Christen unter Diocletian. Die Römer schicken Constantius, um mit ihm zu verhandeln. Coel stimmt zu, Tribut an die Römer zu zahlen und gibt Constantius seine Tochter Helena zur Frau, und nach seinem Tod wird Constantius der neue König von Britannien.
Anmerkungen
Römische Invasion und Eroberung von Britannien
Römisches Britannien (43 bis 410 n. Chr.)
Gouverneur des Römischen Britannien
Kaiser des Römischen Imperiums
Cäsars Britannienfeldzüge (55-54 v. Chr.)
Römische Eroberung von Britannien (43-76 n. Chr.)
Medway ♦ Eroberung von Camulodunon ♦ Caer Caradoc ♦ Massaker von Menai
Boudiccas Aufstand (60-61 n. Chr.)
Schlacht von Camulodunum ♦ Schlacht von Londinium ♦ Schlacht von Watling Street
Scotch Corner ♦ Mons Graupius ♦ Burnswark Hill ♦ Römische Invasion von Caledonien (208-210 n.Chr.) ♦ Aufstand des Carausius (286-296 n.Chr.) ♦ Usurpation des Magnentius (350-353 n.Chr.) ♦ Carausius II (354-358 n.Chr.) ♦ Große Verschwörung (367-368 n.Chr.) ♦ Magnus Maximus (383-388 n.Chr.) ♦ Stilichos piktischer Krieg ♦ Usurpation des Marcus (406-407 n.Chr.) ♦ Usurpation des Gratianus (407 n.Chr.) ♦ Usurpation von Constantine III (407-411 n.Chr.)
Ende der Römischen Herrschaft in Britannien
Nachrömisches Britannien